»Zu schön für unsere Ohren, und gewaltig viel Noten, lieber Mozart!«, soll Kaiser Joseph II. nach einer Aufführung von „Die Entführung aus dem Serail“ in Prag gesagt haben. Dazu antwortete der Komponist: »Grad so viel Noten, Eure Majestät, als nötig sind.«

Diese Anekdote, von der Franz Xaver Niemetschek in seiner Mozart-Biographie (1798) berichtet, ist nicht zuletzt deswegen bekannt geworden, weil sie auf die Fülle und fast akrobatische Virtuosität von Mozarts Musik verweist und zugleich suggeriert, dass das damals nicht unbedingt allen gefallen hat.

Diese Stilmerkmale finden wir aber nicht nur in den Opern oder in der Instrumentalmusik, sondern auch dort, wo man sie vielleicht weniger vermuten könnte: in Mozarts Kirchenmusik. Paradebeispiele dafür sind die späten Salzburger Werke, die im Zentrum unseres Programms stehen: Die Vesperae solennes de Confessore KV 339 und die Messe in B-Dur KV 275. Diese sind gekennzeichnet durch filigrane Verzierungen der Geigen, kühne Modulationsverläufe, große motivische Vielfalt und nicht zuletzt die belcanto-artige Melodik der Gesangsstimmen.

Dieser opernhafte Charakter stieß im 19. Jahrhundert auf den Widerstand der Cäcilianisten, die eine Rückkehr zum Palestrina-Stil anstrebten. So fand beispielsweise 1860 der Stadtpfarrer von Wasserburg am Inn, dass Mozarts B-Dur-Messe „ein offenbarer Hohn auf den heiligen Text“ sei, und untersagte ihre Aufführung – eine Tatsache, die mehr über die Musikästhetik der Cäcilianisten als über die Qualität von Mozarts Musik sagt.

Mozart selbst hat sowohl die Vesperae KV 339 als auch die Missa KV 275 sehr geschätzt und in Wien in musikalisch gebildeten Kreisen präsentiert. Noch in seinem letzten Lebensjahr, wenige Tage nach der Komposition des berühmten Ave verum corpus KV 618, erklang die B-Dur Messe in Baden bei Wien unter Mozarts persönlicher Mitwirkung.

Unser Mozart-Programm wird ergänzt mit der Kirchensonate in C-Dur KV 328 und den Motetten Misericordias Domini KV 222 und Sancta Maria KV 273.